Jemima dachte einen Augenblick daran, einfach weiter zu
gehen, da sie sich gerade irgendwie bemuttert vorkam. Dann
aber entschied sie, daß sie wohl ein wenig zu viel von dem
Rauch abbekommen hatte und Omar eigentlich einen sehr guten
und vernünftigen Vorschlag gemacht hatte.
"Okay, fragen wir ihn." sagte sie zu Omar und ging zu dem
Neuankömmling zurück.
"Sorry, Mister, ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie einen
guten Tipp für mich hätten, welchen Weg wir einschlagen
sollten, und vor allem könnten Sie uns aufklären, was
eigentlich hier vorgefallen ist." Ihr Tonfall war so
gefällt, daß sie hoffte, daß ihr Gegenüber nicht allzu
viel ihrer schlechten Laune abbekam.
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Martin blickte der jungen Frau vollkommen perplex in ihr schönes
Gesicht, als wolle oder könne er nicht verstehen, was sie ihn da gerade
gefragt hatte.
"Verdammt Leute, ich finde diese Übungen auch nicht gerade erbauend,
aber ihr solltet zumindest versuchen, während der Briefings nicht zu
schlafen! Gibt es hier irgendjemanden, der weiß, wie es weitergeht?"
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Jemima war innerlich einem Tobsuchtsanfall nahe.
Offensichtlich hatten sich da ihre Ausbilder ein spaßiges
Stück Arbeit ausgedacht und ihnen einen Einheimischen
geschickt, der selbst von nichts eine Ahnung hatte.
Sie drehte sich und machte drei Schritte vom Außenteam
weg, bevor sie innerlich fluchte. Dann atmete sie einmal
tief ein und wieder aus, bevor sie zurück ging.
"Ich gehe den rechten Gang etwas entlang und komme in etwa
zwei Minuten wieder. In der Zeit gehen Sie," damit sprach
sie wieder vom ganzen Team und Martin "den linken Gang
hinunter. Ich erwarte von Ihnen, daß sie sich in Deckung
bringen können und auf sich selbst aufpassen können."
Ihr fiel Omar ein. "Paß auf das Außenteam auf. Darauf
verlasse ich mich." sagte sie fest zu ihm und verbaute ihm
damit die Möglichkeit, mit ihr zu gehen.
Dann joggte sie den rechten Gang hinunter, das Phasergewehr
hielt sie schützend vor den Körper.
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Sukie Linebarger wußte plötzlich, warum Jemima als Anführerin bestimmt worden war: Sie
schien ein besonderes Talent entwickelt zu haben, die anderen herumzukommandieren, was in
ihrem Fall vielleicht gar nicht einmal so schlecht war, da sie ohnehin nicht gewußt
hätte, was zu tun sei. Aber ob der immerhin ranghöhere Fähnrich das auch so sah? Immerhin
hatte sie ihnen allen auch nicht gerade viel Wahl gelassen, so schnell, wie sie weg
gewesen war.
Sie wollte gerade etwas sagen, als hinter sich ein Geräusch hörte...
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Als Mike zu sich kam, hatte er zuerst Mühe, etwas zu sehen. Es war nur ein fahles Licht
vorhanden, sehr wahrscheinlich die Notbeleuchtung... "Aber was war passiert?" Mike langte
an seinen Kopf, der hämmerte, wie wenn man ihn als Amboß benutzt hätte. Dann erinnerte
sich: Er hatte auf dem Planeten notlanden müssen. Urplötzlich stand er auf und ging zur
Kommunikationskonsole. Er versuchte das Außenteam zu kontaktieren: "Irons an Außenteam.
Ich mußte notlanden! Wo seid ihr?" Er wartete... keine Antwort! Er schic
kte die Nachricht erneut ab, aber wieder erhielt er keine Antwort. Er überlegte kurz,
dann begann er die Umgebung zu scannen. Glücklicherweise funktionierten die Scanner noch.
Von einer Stadt oder irgendwelchen Lebewesen war keine Spur. Die Sensoren wurden
vielleicht durch den Sturm behindert, aber es machte den Anschein, als wäre er in einer
Wüste gelandet. Dann aber entdeckte er ein kastenartiges Gebilde auf dem Schirm. Es war
nur wenige hundert Meter entfernt, aber die Sensoren konnten nicht genau erkennen, was er war. Da faßte Mike den Entschluß, es persönlich zu begutachten. Er untersuchte
als nächstes die Atmosphäre. Sie war der Erde sehr ähnlich, aber sie wies eine große
Konzentration an Schwefel und Stickoxiden auf. Die Transporter funktionierten nicht, also
mußte er zu Fuß mit Hilfe eines Schutzanzuges, zu dem Gebilde gelangen. Er begann das
Schiff nach den anderen zu durchsuchen, fand aber niemanden. Dann begab er sich zu den
Schutzanzügen, nahm einen hervor und zog ihn sich über. Er machte einen Griff neben die Schutzanzüge zu den Plasmagewehren und band es sich um. Bei der Schleuse
angelangt, schluckte er einmal leer und drehte den Griff. Er tat einen Schritt nach
draußen und begann zu rennen. Nach ein paar Sekunden war er beim Gebäude angelangt. Vor
ihm klaffte ein Riß in der Wand. Er zwängte sich vorsichtig hindurch und stand dann in
einem dunklen Raum. Er suchte einen Ausgang und sah einen fortführenden Gang, er folgte
diesem. Nach zwei Wendungen stand er vor einem Schutthaufen, der den weiteren Dur
chgang versperrte. Er sah Licht auf der anderen Seite und hörte Stimmen. Der Stimme nach
hätte es Jemima sein können. Also begann er den Schutt wegzuräumen, was natürlich nicht
ganz lautlos zu bewältigen war.
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Jemima war den Gang entlang gelaufen und hatte dabei immer
versucht die Orientierung zu bewahren, was bei einem
derartig in Chaos gestürztem Gang nicht sehr einfach war.
Kurz nachdem sie die Gruppe außerhalb ihres Sichtfeldes
gelassen hatte entdeckte sie eine Gruppe von Fenstern durch
die man die unwirtliche Umgebung des Planeten erkennen
konnte. Und dann fiel ihr etwas ins Auge. Ein Runabout der
Föderation. Sie stutze. Das konnte doch gar nicht sein. Das
durfte nicht sein. Sofort schossen ihr Bilder in den Kopf
von Leichenteilen auf Grenon II, die ihr teilweise bekannt
vorgekommen waren. Panik erfaßte ihr Herz und sie biß
sich auf die Lippe um sich wieder unter Kontrolle zu
bekommen. Dann entdeckte sie an der Seite des Runabout, aus
der Entfernung kaum lesbar, ein paar
Buchstaben "Rub.." "Nein", dachte sie und ihr Herz begann
erneut zu rasen. Dann entdeckte sie eine Gestalt, die über
den unebenen Boden des Geländes rannte. Das Bild ihres
Teamkollegen Mike glitt vor ihr inneres Auge und ihr Bauch
schmerzte vor Sorge. Als sie entdeckte, daß die Gestalt
einen Zugang zur Station gefunden hatte, verlor sie nun doch
die Kontrolle und rief laut: "Hallo. Hier bin ich. Mike?"