Jemima kam sich wirklich dämlich vor, während ihr Bericht
erstattet wurde und sie bemerkte, daß es den meisten anderen
anscheinend auch so ging. Aber Standardprozeduren sind ja
angeblich zu etwas nütze. "Mr.Irons starten sie zu den gegebenen Koordinaten."
Sie versuchte sich an die wichtigsten Merkmale der Danube-Klasse zu erinnern.
Wenn es eines der üblichen Runabouts war, dann mußte sie
über kurz oder lang die Gruppe in zwei Unterteams
unterteilen, da Runabouts nur für Kurzstreckenflüge
geeignet waren und die Mission angeblich etwas länger
dauern könnte. Zusätzlich führte das dazu, daß nicht mehr
so viele Leute auf einmal sich dämlich vorkamen.
Jemima trat zum Wissenschaftsteam.
"Linebarger, Snow, wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann sind
Sie ab jetzt für die zweite Gruppe ab 16:00 Uhr eingeteilt.
Bis dahin wäre es nützlich, wenn Sie ausgeruht sind. Für
Verbesserungsvorschläge wäre ich sehr dankbar."
Danach wandte sie sich zu Winkler an der Taktik und
wiederholte ihre kleine Ansprache. Sie trat in die Mitte.
"In Ordnung." richtete sie sich an alle, was bei der Größe
des Runabouts nicht besonders schwer war, "um 16 Uhr gibt es
eine kleine Besprechung. Manchem mag das überflüssig
scheinen, aber ich denke, daß sich daraus Vorteile ergeben
können die wir nicht einfach verschenken sollten. "Sie
schloß ihre Rede und sah sich um. Irgendetwas konnte
bestimmt noch verändert werden....
<>
Alex stellte sich so hin, daß er die Anzeigen der Tak-Station Im Blickfeld hatte.
Er konnte keine Fehler oder Funktionsstörungen finden.
Also sagte er nichts und blieb dahinter stehen.
Der Planet trieb einsam und verlassen durch die Leere des Universums,
lediglich flankiert von seinen beiden kleinen Satelliten. Eine knappe
astronomische Einheit entfernt verbrannte das junge Gestirn dieser Welt,
dem Planeten Wärme und Licht spendend. Grüne Schlieren zogen sich über
eine in grau gehaltene Oberfläche und zeugten von mehr als nur von einer
mit Giftstoffen angereicherten Atmosphäre. Die einst grüne Oberfläche
dieser Welt war unter den Rauchschwaden verschwunden. Der erste der
beiden Satelliten trieb in nicht ganz einer Lichtsekunde Abstand zu dem
Planeten auf seiner eigenen Bahn durch das All. Seine Oberfläche
strahlte deutlich mehr Kälte aus; gelbe Schwaden, die sich langsam durch
die kaum noch vorhandene Atmosphäre schleppten zeugten deutlich von
einer nuklearen Eskalation. Die tiefen Krater welche die Staubwolken
nicht mehr verdecken konnten, waren damals an Stelle von Städten
getreten und umhüllten den kleinen Mond nun mit einer Aura des Todes.
Der zweite Satellit trieb in der doppelten Entfernung und trug ein
völlig anderes Erscheinungsbild zu Tage. Im Schatten des Planeten
gelegen, zogen sich unzählige Leuchtspuren über seine Oberfläche, nur
verdeckt durch die sporadisch vorhandenen grauen Wolken. Etliche dieser
Lichter zeugten von einer Ära, welche auf dem ersten Mond vor vielen
Umläufen ein abruptes Ende genommen hatte. Einer Zivilisation, welche
ihren Ursprung auf dem dritten Planeten dieses Systems genommen hatte,
zwei Lichtsekunden entfernt.
Die Bewohner des Planeten waren nur ansatzweise als humanoid zu
bezeichnen, zu deutlich hatte die hohe Schwerkraft ihre Körper geprägt.
Zwei stämmige Gliedmaßen trugen einen fast quadratisch anmutenden
Körper, aus dessen beiden Seiten zwei ungemein feingliedrige Arme
herausragten. Den deutlichsten Kontrast zu ihrem Körper bildeten jedoch
ihre Köpfe; lang und elegant nach hinten gezogen und im Gegensatz zum
Rest ihres Körpers überaus zart anmutend. Zwei schwarze, pupillenlose
Augen nahmen den Großteil der Gesichtsfläche ein und waren das
unweigerlich erste, was einem Außenstehenden auffallen würde.
Große Städte zogen sich entlang der dunklen Meere, die ihren Planeten
säumten und verdunkelten mit ihren Fabriken gnadenlos den einst klaren
Himmel dieses Planeten. Seine Bewohner wußten, daß sie nicht mehr viel
Zeit hatten, um etwas gegen die Vergiftung ihres Planeten zu
unternehmen, bereits jetzt häuften sich Genomschädigungen und
Sterilisation. Und aus diesem Grund sahen viele in dem zweiten Mond auch
mehr als nur einen Außenposten, sie sahen darin eine letzte Hoffnung auf
die Zukunft. Wohlwissend, daß es eine solche Zukunft für sie nicht gäbe,
sollte es ihnen nicht bald gelingen, eine Lösung zu finden. Andere
dachten jedoch nicht an die Zukunft, sondern ihre Gedanken schweiften in
die Vergangenheit, wenn sie diesen Mond betrachteten. Eine
Vergangenheit, in welcher sie für ihre eigene Ignoranz mehr verloren
hatten als dies jemals wieder möglich sein würde. Man wußte nicht mehr
genau, wer zuerst auf den Knopf gedrückt hatte, lediglich an die
Lichtblitze erinnerte man sich noch, welche sich gnadenlos über die
Oberfläche des Trabanten zogen, als die ersten Fusionsbomben
einschlugen. An die kalten Statistiken, welche die Verluste auf beiden
Seiten hochrechneten, Zahlen, die doch niemand hören wollte. An all jene
Städte, die den Raketen der Kolonie zum Opfer gefallen waren, in
rauchende und dampfende Krater verwandelt worden waren. Und an die Wolken...
Das Bild verschwamm leicht und Lieutenant Commander Miguel Mendez
blickte von dem kleinen Hologramm auf. Lieutenant Gregor Mitchell stand
vor seinem Schreibtisch und trug eine überaus besorgte Miene zur Schau.
Seine Hand griff nach dem Projektor und das Bild verschwand. Miguel
wußte bereits, was sein Erster ihm sagen würde, noch bevor dieser den
Mund aufgemacht hatte.
"Ihr habt sie noch nicht gefunden." Es war keine Frage. Gregor
schüttelte langsam den Kopf. Miguel nickte kurz und stand dann
kurzerhand auf. Mit schnellen Schritt, die zugleich Eile und Autorität
ausstrahlten ging er in den angrenzenden Raum.
Hektische Betriebsamkeit schlug ihm entgegen. Dutzende junge Offiziere
saßen vor ihren Terminals und hämmerten auf die protestierenden
LCARS-Konsolen ein, während andere mit PADDs durch den Raum liefen, auf
der Suche nach was auch immer waren und dabei unnötig hektische Blicke
durch die Gegend warfen. Miguel wandte sich nach rechts und blickte
durch die großen Fenster. Eine graue Landschaft breitete sich vor ihm
aus und unweigerlich schossen ihm erneut die Gedanken an all die Leben
in den Kopf, die hier geendet hatten. Sie hatten ihren Stützpunkt in
einem der großen Krater aufgeschlagen. Die USS Seahawk hatte die
Atmosphäre in einer stürmischen Nacht durchbrochen, ihm und seinem Team
bei der Errichtung der Basis geholfen und dann noch vor Tagesanbruch das
System wieder verlassen. Die unzähligen Satellitensysteme im Orbit des
Planeten funktionierten schon lange nicht mehr, die Signale konnten die
von Stürmen und Strahlung gebeutelte Atmosphäre nicht mehr
durchdringen. Die Nirlani hatten zwar die Subraumkommunikation entdeckt,
hatten ihre Satelliten aber noch nicht umgerüstet. Wozu auch, der Planet
konnte sich ohnehin nicht mehr verteidigen. Sämtliche
Orbtialwaffenplattformen waren bei dem nuklearen Krieg vernichtet worden
und der zweite Mond besaß keine Kernwaffen. Zumindest wurde dies in der
Öffentlichkeit propagiert.
Miguel war nun bereits seit neunzehn Tagen auf diesem trostlosen
Planeten, um eine Zivilisation zu beobachten, welche sich, so die
Meinung der Föderationswissenschaftler wahrscheinlich in nächster Zeit
dem Warpantrieb zuwenden würde. Miguel lachte leise auf. Viel
wahrscheinlicher war, daß die Regierung das FTL-Projekt abbrechen und
die Entgiftung des Planeten zu ihrem Wahlkampfprogramm machen würde.
Immer mehr Stimmen wurden laut, die angesichts der Vergangenheit nicht
weiter in den Raum vorstoßen wollten. Wenn sie die Feinde aus ihren
eigenen Reihen bereits fast vernichten konnten, was mochten dann Feinde
von außerhalb erreichen können? Miguel war sich klar darüber, daß er und
sein Team auf diesem Planeten nicht mehr lange zu leben hatten, sollte
jemals ihre Existenz bekannt werden. Die wenigen noch existenten
Fusionsbomben hätten plötzlich wieder ein Ziel und Miguel war sich
sicher, daß die provisorischen Schilde einer fünfzig Gigatonnen
Fusionsbombe nichts entgegenzusetzen hatten. Sollte es wirklich einmal
soweit kommen, würde ihre letzte Chance in der Victory stecken, jenem
Defiantklasse-Schiff, daß einsam und alleine nur wenige hundert Meter
tief in einem in den Fels gebrannten Hangar stand. Würden sie nicht
schnell genug starten können, nun ja, dann würde zumindest keine
Föderationstechnologie in die Hände der Nirlani fallen.
Vielleicht war genau das bereits geschehen. Ein Team von Soziologen war
vor drei Tagen mit Hilfe des Großraumtransporters aufgebrochen, um eine
der großen Städte auf der anderen Seite des Planeten näher zu
untersuchen. Sie waren mit holographischen Hochleistungsprojektoren
ausgestattet, um sich frei unter den Nirlani bewegen zu können und ihre
Fallstudien durchführen. Miguel hatte sich oftmals gefragt, inwieweit
man ihre Arbeit als Spionage bezeichnen konnte, aber noch niemals zu
einem Ergebnis gekommen. Die Nirlani würden auf diese Frage sofort eine
Antwort wissen und diese würde aus Fusionssprengköpfen bestehen. Sofern
sie ihren Aufenthaltsort herausfinden konnten; sofern sie überhaupt von
ihrer Existenz wußten. Das Team sollte bereits vor zwölf Stunden zurück
sein und zum ersten Mal spürte Miguel echte Angst. Jeder von ihnen
besaß eine kleine Giftkapsel, gut versteckt in ihren Uniformen. Ein
Umstand, den man natürlich in der Öffentlich dementieren würde. Für den
Fall einer Gefangennahme ohne Aussicht auf Rettung war dies eine
Möglichkeit, einem Verhör entgehen zu können. Und daß die Nirlani bei
außerplanetaren Spionen nicht gerade zimperlich vorgehen würden, stand
außer Frage. Miguell seufzte; wenn das Team wirklich entdeckt worden
war, dann könnte er nur auf ihre Umsichtigkeit hoffen. Er fand es noch
zu früh, in Alarmbereitschaft zu gehen; sollten jedoch die ersten
Kampfhelikopter am Horizont auftauchen und das Gebiet mit
Hochleistungssensoren absuchen, würde es wahrscheinlich bereits zu spät sein.
Eine Stimme ließ ihn herumfahren und sein Blick traf den von MCPO
O'Connor. Die junge Frau saß an der taktischen Flugraumüberwachung und
hatte nebenbei noch ein Auge auf den Raumverkehr in diesem Sektor.
Nicht, daß es für die Weltenerforschungsstation einen Unterschied
gemacht hätte, falls sich die Ferengi entschieden, diesen Sektor zu
durchqueren, aber man konnte nie wissen.
"Sir, ein Sternenflottenrunabout der Danubeklasse, Kennung NC-32768
durchquert gerade diesen Raumsektor. Vorraussichtlich in
Kommunikationsreichweite der Niederfrequenzanlage in zwei Minuten."
Miguel nickte, er wußte, was sie ihm sagen wollte. Die
Hochfrequenzsubraumanlage würden sie nur im Notfall verwenden; so
primitiv die Technologie der Nirlani im Vergleich zu dem sein mochte,
was sich in diesem Raum befand, sie würden eine
Hochenergiesubraumtransmission exakt orten und bestimmen können. Sollte
dies geschehen, dann würde man sich nicht einmal mehr die Mühe mit den
Helikoptern machen. Dies würde auf absehbare Zeit wahrscheinlich ihre
einzige Möglichkeit sein, die Sternenflotte von ihrem Problem zu
unterrichten, und davon, eventuell ein Rettungsteam bereit zu halten.
Das Team würde niemals zum Einsatz kommen, da man in der Flotte nicht
das Risiko eines Verletzens der ersten Direktive eingehen würde, aber
man konnte nie wissen.
"Bereiten Sie folgende Nachricht vor: An das Sternenflottenschiff,
Kennung NC-32768, hier WES-B3, Lieutenant Commander Miguel Mendez.
Benachrichtigen Sie sofort das Flottenkommando, daß ein Code 11-14
eingetreten ist. Erbitten SAR Bereitstellung und werden eventuell
EE-Protokoll 2 umsetzen. Mendez, Theta Kilo Charlie Zwo-Sechs-Eins. Auf
niederfrequenter Richtpeilung bestätigen, NC-32768. Ende." Sie nickte
ihm zu, das Schiff war offenbar in den Kommunikationsbereich
eingeflogen. Sie würden eine genaue Richtungspeilung erstellen und dann
ein Richtsignal absenden; auch wenn die Nirlani einen niederfrequenten
Subraumimpuls wahrscheinlich noch nicht orten konnten, so wollte man
doch kein Risiko eingehen. Der Strahl würde durch eine Lücke im
Satellitensystem geschickt werden und nur noch von Schiff aufgefangen
werden können, welche sich direkt in seiner Bahn befanden. Man konnte nie wissen.
"Nachricht abgeschickt, Sir!" Miguel nickte langsam und wandte sich
wieder dem Anblick außerhalb des Fensters zu. Er konnte nur hoffen, daß
die Besatzung des Runabouts sich an seine Anweisung halten würde, das
letzte was er im Moment benötigen konnte, war ein aufgeschrecktes
SETI-Äquivalent, welches ein mysteriöses Subraumsignal aufgefangen
hatte. Und sollte man zufälligerweise eine besonders starke Signalstärke
in der Nähe dieses Kraters entdecken... Mit einer raschen Handbewegung
aktivierte er Alarmstufe EE-2-Gamma. Die Selbstzerstörungsautomatik
wurde scharf geschaltet und die Besatzung würde sich aufbruchbereit
machen, jedoch noch nicht ihren Posten verlassen. Die Victory würde
vorgeheizt werden und die Sprengladungen, welche die Decke des
Hangartunnels öffnen würden aktiviert. Er hoffte wirklich, nicht auf
Stufe Beta gehen zu müssen, aber man konnte nie wissen...
--- Rubicon 2, 8:35
Jemima war gerade dabei, einzelne Dateien des Computers zu
komprimieren, um Speicherkapzität zu gewinnen, eine mühsame
Aufgabe, die nur auf eine große Anzahl von Dateien
wirklich sinnvoll war, als das Piepen einer Konsole sie
aufschreckte. "Eine codierte Subraumnachricht erreicht
uns. Sie ist auf einer niederfrequentiger Föderationswelle
vom Planeten zu uns gesandt worden."
Jemima wunderte sich. "Eine Nachricht für das
Flottenkommando," fuhr der Sprecher fort.
"Ich denke wir sollten die Nachricht so schnell wie möglich
weiterversenden. Am besten auf der selben Frequenz. Hängen
Sie eine Nachricht von uns hinten dran mit der Frage, ob
wir uns mit der Station auf dem Planeten in Verbindung
setzten dürfen und gegebenenfalls alle Maßnahmen ergreifen
können, die erforderlich sind", sagte sie zu den Männern, die jetzt
noch anwesend waren. "Das riecht förmlich nach einer Außenmission."
Wenige Minuten später piepte erneut eine Nachricht. Die
Genehmigung war eingetroffen.
"Öffnen wir einen Kanal zum Planeten. Wir sollten schauen,
ob wir helfen können", meinte Elliot und wandte sich dem
Bildschirm zu, auf dem wenig später ein Mann mittleren
Alters erschien. "Guten Morgen, Sir." sprach sie ihn direkt
an. "Ich bin Kadett Elliot an Bord des Runabouts Rubicon2.
Wir haben ihre Nachricht erhalten und wollen Sie nun
fragen, ob wir ihre Mission irgendwie unterstützen können?"
Wenige Minuten später flog die Rubicon2 in die rauchende
Atmosphäre des Planeten zu einem Punkt, den man auch als
Funkloch bezeichnen konnte.
Jemima hatte in der Zwischenzeit wieder das ganze Team zusammengerufen.
"Wir werden nun auf den Planeten beamen und sehen, was wir
tun sollen. Da ich auf keinen Fall mit allen gehen kann, da
das Schiff wieder außer Reichweite eventueller
auftretender Scanner geflogen werden muß und das Risiko
für alle zu groß ist begleiten mich nur drei Leute:
Linebarger, Abdouf, Doyle. Mr.Weckmann, Sie werden eventuell noch folgen
mit der Medausrüstung. Je nachdem, was auf dem Planeten
passiert, wird der Rest der Crew sich bereit halten."
Jemima trat zu den zwei Transporterplattformen.
<>
Alles ging so Schlag auf Schlag, so schnell und unerwartet, daß die ohnehin nicht gerade gut ausgeschlafene Sukie Linebarger gar nicht auf die Idee kam, irgendwelche Einwände zu erheben. Ohne lange nachzudenken stellte sie sich neben Jemima auf die Plattform.