Mondbasis, Büro von Volker - Zeit: 8:08h bis 8:15h
"Mit oder ohne Pegasus-Tarnung?" fragte Jem als Antwort. "Ich persönlich
finde die Oberth hat ein wenig zu viel Ähnlichkeit mit einer fetten Ente..."
fuhr sie ganz direkt fort. "Was halst du denn von der Idee einen Oldtimer zu
fliegen?" meinte sie zu einem der anderen Kadetten gewannt.
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Andre dachte drüber nach und kratzte sich am Kopf: Hmmm... mal über legen,
für den Anfang ist das Ding nicht schlecht aber wie eine fette Ente sieht
das Ding wirklich aus. Aber mir soll‘s recht sein.
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Als nun schon 2 der 3 Kadetten ihre Meinung gesagt hatten drehte sich Volker zum Dritten. Es war Irons der sich noch nicht zu Wort gemeldet hatte, aber Volker ging davon aus das er nur nörgeln würde als sagte er: 8:15Uhr im Transporterraum 1, nehmen sie mit was sie brauchen."
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Volker betrat den Transporterraum und blickte sich um. In der Hand hielt er einen Rucksack wo er einige seiner persönlichen Gegenstände transportierte.
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Immer noch über die Arroganz seines Ausbilders grübelnd, schlenderte Mike den Flur entlang. Vorhin hatte er nach dem eingebildeten Beruhigungsversuch des Commanders kein Wort mehr gesagt. Ein Piepsen seines PADD's mahnte ihn an die Zeit, denn er war sehr knapp daran. Er griff nach den Trägern seines
Rucksacks und begann leicht zu laufen. Er kam leicht schnaubend aber dennoch pünktlich in den Transporterraum. Er war sich noch nicht ganz im Klaren, wie er seinem Ausbilder entgegentreten sollte, also beließ er es erst einmal bei neutraler Freundlichkeit. Er sah Jem und André an, grüßte sie mit einem "Hi!" und blickte dann den Ausbilder an und fügte mit einem freundlich gemeinten Kopfnicken ein ankündigendes und zugleich fragendes "Sir!?" an.
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Jemima bemerkte den Ausbilder, als sie von ihrem PADD aufsah.
"Sir?"
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Kurz nach Jem betrat andre den Transporterraum und sah sich um:
„Andre Weckmann meldet sich zum Dienst. Hallo Jem, na auch schon da.„
Wissenschaftlices Labor - Zeit: 8:02h bis 8:07h
Klaus nickte langsam, als er die Reisetagebücher des jungen Kadetten vor ihm
in ihrer Kurzfassung vernehmen durfte. Dickburger war noch immer hinter einem
der unzähligen Gebirgszügen verschwunden; lediglich die Geräusche, welche er
offenbahr voller Enthusiasmus für was auch immer er dort gefunden haben
mochte in die laue Luft des Raumes entstieß, zeugten noch von seiner
rudimentären Anwesenheit. Klaus Lächeln nahm ein wenig an Breite an, weniger
aufgrund der unbändigen inneren Freude, welche er verspürrte als vielmehr aus
dem einfachen Grund, als daß ihm nichts besseres einfiel. Erleichtert blickte
er auf, als sich die Türen erneut öffneten und ein weiterer Kadett von einem
statischen Lächeln sogleich in seinen Bann geschlagen, den Raum betrat. Er
hörte die Worte nicht, die der junge Mann offenbar ihm entgegenwarf, sondern
vernahm lediglich die Anwesenheit des Mannes. Was allerdings bereits
ausreichte, um ihm einen neuen Ansatzpunkt zu geben, an welchem er sich
festzuhalten vermochte. Zumindest, an dem er ansetzen konnte. "Herzlich
Willkommen, ich freue mich, sie kennenzulernen. Ich bin der hiesige
technische Leiter und irgendwo zwischen den klaffenden Abgründen der
Papiernäen dort drüben sollte sich auch unser Wissenschaftler aufhalten. Ich
denke, wir sind jetzt fast komplett, soweit ich weiß, fehlt lediglich Capponi
noch. Aber kommen sie doch erst einmal herein."
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"Danke, Sir...", unsicher machte er einen Schritt in den Raum, "Ich freue
mich, Sie als Ausbilder zu bekommen, ihr Ruf eilte ihnen voraus." Er setzte
sich ahstig auf einen Stuhl, bemerkte weder die anderen Kadetten, noch den
unsichtbaren Wissenschaftler...
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Dickburger hievte sich mit einem letzten Aufbegehren wieder aus den
Schluchten seines Reiches hervor. Hinein in das Licht. Die Abgründe
hinter sich lassend, von zweihundert Watt umseelt. Geborgen innerhalb
der Erscheinung seiner Selbst, manifestiert in dem Raum. Ein Abbild
seiner selbst, eine Projektion seines Ich. Eine Galerie seines Geistes,
umflossen von schattenhaften Konturen undefinierbarer Schemen unmerklich
menschlicher Gestalten. Die auf ihn zu warten schienen.
Auf die Aufgabe, welche er ihnen zu stellen als seine Aufgabe ansah.
Zumindest hatte er es als solche anzusehen.
Sein Blick traf die vibrierende Kugel, die noch immer auf dem Tisch vor
sich hin pulsierte. Ein wahrhaft interessantes Objekt. Und zu was sie
erst in der Lage war. Interessante Dinge. Sie konnte eigenständig durch
den Raum fliegen. Nun ja, das konnten Vögel auch. Aber dafür konnte sie
dabei interessante Geräusche von sich geben. Wiederrum konnten Vögel
dies ebenda. Jedoch vermochte sie sich selbst in den schillerndsten
Farben präsentieren. Was Vögel natürlich auch konnten.
Sie war rund! Und das waren Vögel nicht.
Überaus interessant.
Und diese Jungspunde würden ihren Spaß damit haben. So wie er. Er hatte
sich bereits unzählige Male mit dem kleinen Ding geprügelt. Dass dabei
jedes Mal die Entropie des Raumes nur noch vergrößert wurde, fiel
bereits nicht mehr auf. Und dabei gab es sogar bereits Thesen, dass bei
weiterer Verwüstung die Entropie wieder rückläufig zu werden vermochte.
Die Wahrscheinlichkeit bei weiteren Veränderungen das Chaos zu
verringern war ungemein größer, denn die Wahrscheinlichkeit, es zu
vergrößern. Zumindest hatte der Postbote das gemeint. Derjenige, welcher
ihm dieses Ding gebracht hatte und dann wieder direkt vor seinen Augen
verschwunden war. Einfach verschwunden.
Dass er eigentlich nur zum nächsten Haus gelaufen war, hatte Dickburger
nicht mehr erleben können. Da er sich zu diesem Zeitpunkt bereits mit
der Kugel geprügelt hatte. Die im übrigen etwas gegen ihn zu haben
schien. Oder ihn mochte. Oder beides. Oder nichts von beidem.
Wahrscheinlich war es irgendetwas völlig anderes, wer vermochte denn
schon die Gedanken von kleinen wabernden Kugeln lesen? Er nicht. Und die
Jungspunde sicherlich auch nicht. Vielleicht der Kühlschrank. Und was
wenn nicht? Würde es sich lohnen, die beiden einander vorzustellen?
Nein, entschied er.
Er wandte sich an die paar Leute, die sich inzwischen eingefunden
hatten: "Hallo... ich freue mich, dass sie sich hierher verirrt haben.
Ignorieren sie die herrschende Ordnung einfach und machen sie soviel
Chaos wie sich möchten. Mr. Saufenhauser und ich werden uns inzwischen
in den Nebenraum begeben. Ich wünsche ihnen viel Spaß." Sprach er und
wandte sich ab.
Kurz vor der Tür ahnte er, etwas vergessen zu haben.
Im Türrahmen wusste, dass er etwas vergessen hatte.
"Ach ja, ihre Aufgabe ist es, herauszufinden, was das auf dem Tisch da
ist." Und verschwand.
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Scott hatte von Dickburger gehört. Und er sah, dass diese Gerüchte nicht
übertrieben waren.
Und er wünschte sich in seinen alten Klassenraum. Nein, eigentlich nicht.
Eigentlich hatte er keine Lust. Höchstens auf eine Freundin, aber die gab es ja nicht. Und nicht direkt auf eine Freundin, sondern eher die Tätigkeit, die eins in eins mit einer Freundin einhergingen: Stress und ein leerer Geldbeutel waren es nicht. Aber er wollte weg. Er kannte die anwesenden Kadetten nicht. Wollte sie auch nicht kennen lernen.
Und wusste noch nicht einmal mehr, was er von sich zu halten hatte. Noch
immer sah er vor seinem inneren Auge, die Pflanze... der Pflanze, die keine
zweite Chance bekommen hatte.
Aber auch ein zweites Objekt gesellte sich seinem Kopf hinzu. Es war rund
und gelb und hatte ein riesiges Maul.
PacMan. Ja, so hieß es. Die runde Kugel machte sich daran die Pflanze
aufzufressen und zeigte Scott auf dem metaphorischstem Wege, das er nicht
mehr an die Pflanze, sondern an die Kugel denken sollte.
'Kugel.', dachte er.
Tja. Kugel. Kugel auf dem Tisch. Runde Kugel? Sind sie normalerweise immer.
'Untersuchen Sie bitte folgende eckige Kugel unter den Aspekten des
vierdimensionalen Raumes. Interpretieren Sie ihr Ergebnis und vergleichen
Sie es mit Howard Kalibecks Werk 'Kugel und Kugel - über PacMan, Pflanzen
und dumme Kadetten - ach, und noch über die wissenschaftlichen Abhandlungen
der eckigen Kugeln im vierdimensionalen Raum' (60 BE)'
Das wäre doch mal eine Aufgabe für Kadetten gewesen. Eine ansprechende, an
der man wirklich verzweifeln konnte. Und würde.
"PacMan.", sprach er laut ohne es zu merken. Dafür flüsterte er auch, so
dass man nicht sicher sein konnte, dass ihn alle hören konnten.
Er ging zu dem Tisch und zu der Kugel und nahm sie vorsichtig in seine Hand.
Sie vibrierte und hätte er einen Spiegel zur Hand gehabt, würde er sehen,
dass ihm wirklich die Haare zu Berge standen.
"Super. Eine Kugel.", er warf sie ein in die Luft und schaute zu den anderen Kadetten, während er sie auffangen wollte.
Aber etwas stimmte nicht.
Erstens konnte man bei Scotts Haaren nicht mehr von einer Frisur reden und
zweitens folgten dei Augen einem unsichtbaren Objekt, das sich irgendwie der Decke näherte und drittens
... die Kugel kam nicht mehr herunter. Und als er den Blick von den Kadetten
löste und auf seine Hand schaute, auf der normalerweise die Kugel schon
längst hätte liegen müssen, wurde er von etwas besseren belehrt. Die Hand
war leer. Die Kugel befand sich einen halben Meter darüber.
Aber nicht schwebend. Es war keine langweilige Kugel. Sie beschleunigte
gleichmäßig und bewegte sich weiter in die Richtung, in die er sie geworfen
hat. Und auch die Decke stoppte sie nicht. Sie prallte davon ab und
schwirrte in eine andere Richtung. Immer noch weiter beschleunigend, immer
noch rund. Mit einer süßen, himmlischen Melodie, die an antike selbstgemachte Midi-Datein erinnerte.
Sein Kopfhaar legte, seine Nackenhärchen sträubten sich.
"Es ist denke ich besser, wenn wir uns nun alle auf den Boden legen und
hoffen, dass wir kein Loch in irgendein Körperteil geschossen bekommen."
Inzwischen war die Kugel so schnell, dass man sie nur noch schwer mit bloßem Auge erkennen konnte. Und die Entropie des Raums nahm immer mehr zu. Sprich: Der Boden war nicht mehr aus Teppich sondern Notizen.
Scott zuckte mit den Schultern und setzte sich langsam auf irgendeine
wichtige Arbeit.
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"D...Das ist einfach... faszinierend!" rief Doyle, beinahe außer sich vor
Freude "Es fliegt, scheinbar ohne erkennbaren Antrieb und.... " die Kugel
streifte die Haare des Kadetten, der es für besser befand, sich zu ducken. Nun hockte er halb hinter einem Tisch und gab noch einige male Worte der Freude wieder.
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"Ich möchte Sie das sagen hören, wenn Sie im Kopf ein Loch haben, das
zufälligerweise einen Genausogrossen Radius wie die Kugel hat...", bemerkte
Scott sarkastisch.
Inzwischen war die Kugel nur noch ein flitzender Schemen, der überall, wo er auftrat
- einen lauten Knall erzeugte
- ein größeres Einschlagsloch hinterließ
- die Melodie wechselte.
Sie hatte im Moment eine ziemlich große Ähnlichkeit mit dem Ska-Halla Marsch auf der Erde. Nur die Stimmung war in dem Raum nicht so ausgelassen, wie bei dem traditionellen Karneval.
Scott stützte sich auf seinen Händen ab und lugte schnell durch den Raum.
Die Oberfläche der Wände glich der des Mondes vor dem Terraforming
haargenau. Und die hämmerten Schläge und das ständige Farbwechseln des Balls verwandelte den Raum in eine Disco.
Also in eine kleinere Disco, in der man sich auch nicht zu schade ist alte
volkstümlichen Hits zu spielen. Ihm persönlich fehlten aber noch die
Lasereffekte für das perfekte Event. Na ja. Ehrlich gesagt auch der Alkohol.
Aber das könnte man ändern. Hatte er nicht eben einen Replikator erspäht?
"Computer?", befahl er.
"Replizier mir einen Scotch. Muster Ti!", der Computer antwortete mit seinem hochaufmunternden Piepsen und hätte Scott gewagt seinen Kopf zu heben, sähe er wie sich die Fläche des Replikators erhellte und... und hätte er wirklich gesehen, wie das Glas von der Kugel getroffen wurde, die Oberfläche des Replikators in ein paar mitleidserregenden Fünkchen explodiert wäre, würde er seines Lebens nicht mehr froh werden. Nämlich immer, wenn man sich etwas vom
ganzen Herzen wünschte ging es schief. Immer und ohne Ausnahme.
Dabei ist es um einiges positiver nur das Ergebnis und nicht den Vorgang zu
sehen, der fürs Schiefgehen verantwortlich wäre.
Als schließlich eine Flüssigkeit die Arbeiten am Boden tränkte und ihm der
Geruch von Alkohol in die Nase stieg, wusste er, dass es in dieser Disco ein striktes Alkohol-Verbot geben würde. Eigentlich ein allgemeines Getränke und Amüsier-Verbot.
Deprimiert schüttelte er seinen Kopf und rettete sich damit das Leben, weil
gerade in diesem Augenblick die Kugel dem armen Scott einen Besuch abstatten wollte.
Erschrocken sah er dem Schweif nach und war plötzlich froh, dass er eine
kleine Affektstörung hat.
Aber... eigentlich war es doch - statistisch gesehen - relativ
unwahrscheinlich, dass gerade, wenn er etwas trinken wollte, es die Kugel
vereitelte. Vielleicht war sie sadistisch böse. Oder einfach nur
hinterlistig und gemein. Vielleicht alles oder...
"Computer, aktiviere das Licht!", durch einen Zufall wurden die
Photonenemitter noch nicht getroffen, bis... bis sich das erste
Energiequäntchen in den Raum traute, von der Kugel entdeckt wurde und...
Na ja. Es knallte und wurde dunkler. Der Lampe erging es wie seinem Scotch,
nur dass sie in kleinen Scherben auf die Kadetten nieder rieselte.
"Ich denke, sie wird von elektromagnetischen Wellen angezogen, aber das
hilft uns nicht viel!", versuchte er sich über den Beat mit den anderen
Kadetten zu verständigen.