Erste Schritte

von Volker Haufe

Eingesandt zum Story Contest der StarTrek Association 2007

Der Tag hatte wie jeder andere begonnen, M'esro hatte seinen Weg auf die Brücke der USS Helsinki gefunden. Selbst seinen Platz an der Einsatzleitung hatte er wie jeden Morgen im Schlaf finden können.

Seit nun mehr als 3 Monaten hatte sich die Situation auf dem Schiff nicht verändert. Der Captain mied die Brücke, der Erste Offizier machte Dienst nach Vorschrift und jeder andere, jagte für die Beiden Kometen und Staubpartikel. Dies war zwar die Mission der Helsinki, doch die Crew war für diese Aufgabe eindeutig unterfordert.

M'esro kontrollierte routiniert seine Konsole, wie er es vor jeder seiner Schichten machte. Es zeigte sich, dass nichts passiert war und der Caitianer fühlte sich bestätigt in seiner Annahme, dass nichts passieren würde. Gelassen lehnte er sich zurück und lies dem Computer, die Staubpartikel erfassen und auf den nächsten Kometen warten.

Irren ist bekanntlich menschlich, doch Irren ist auch caitianisch.

Kensar hatte ihren Weg in die Labore der orbitalen Forschungsstation gefunden. Die Schwerkraft funktionierte noch immer nicht und so schwebte sie ihren Experimenten entgegen. Keiner wusste so genau, was im System der Raumstation nicht funktionierte. Der Cheftechniker arbeitete mit seinen 2 Assistenten schon geschlagene 3 Tage an diesem Problem, doch einer Lösung waren sie noch nicht nahe gekommen. Jeden Tag war es ein anders System, welches die Arbeit einstellte und den Techniker auf Trapp hielt.

Vor 2 Tagen hätte jede Sekunde ihre Letzte sein können, da der Deflektorschild ausgefallen war.

Nur einen Tag eher hatte sich ein Trümmerfeld in den Orbit der Raumstation geschoben und ein jeder hatte gehofft und die Hoffnung starb nicht.

Premierminister Destur hatte seinen Weg in das Premierministerium gefunden. Draußen auf der Straße war es kalt und nass, somit erfüllte es Destur mit Zufriedenheit als er sein Arbeitszimmer betreten hatte. Wie jeden Morgen lag eine Auswahl an Tageszeitungen auf seinem Tisch und warteten auf seine persönliche Kontrolle. Neues erwartete er nicht, lediglich Enten, die irgendwer hier dementieren musste.

Bis spät in die Nacht hatte der Premierminister die Situation auf der Raumstation verfolgt. Die Situation ließ sich aber nicht ändern, nicht von hier. Einzig die Besatzung der Raumstation war in der Lage eine Änderung zu bewirken und das Volk hoffte auf eine derartige. Es war die Hoffnung, an welche sich das Volk der Jontaner klammerte, denn der Vorstoß in den Weltraum war ein großer Schritt in die Zukunft und bot vielen eine Perspektive. Der Rückschlag - wenn er den kommen sollte - würde alle treffen, selbst wenn sie nichts mit den Vorstoß ins Weltall zutun hatten.

M'esro stand an seiner Konsole, als durch ein Akustisches Signal ein Raumschiff angekündigt wurde.

Die Sensoren der USS Helsinki waren für die Karteographierung von ganzen Systemen ausgelegt und empfindlich genug um auf jede Kleinigkeit zu reagieren. Der Crew erleichterte es immer wieder die Arbeit, doch hin und wieder konnte diese Technik einem die Überraschung verderben.

Nach der Berührung einiger Schaltelemente war sich der Caitianer schließlich sicher. Im nächsten System befand sich etwas in der Umlaufbahn um den 4. Planeten. Noch waren sie zu weit entfernt um etwas Genaueres zu sagen, doch für den Captain würde es reichen an die Grenzen des Systems zu fliegen und zu sehen was da los war.

M'esro berührte seinen Kommunikator und rief den Captain, sowie den Ersten Offizier.

"M'esro hier. Ich habe ein unbekanntes Flugobjekt im nächsten Sonnensystem geortet. Es umkreist den 4.Planeten, welcher der Klasse M angehört. Ich empfehle einen Kurs zu setzten, die Sternenflotte könnte das interessant finden." Jetzt schweig er und hoffte dass er kein NEIN hören musste. Diese Art der Abwechslung war für die Besatzung der USS Helsinki jetzt gerade richtig und würde alle mobilisieren.

"Setzen sie einen Kurs, Maximum Warp. Aber nur bis zum Rand des Systems."

Es war der Captain der sofort reagierte und diese Anweisung gab. "Vielleicht", dachte sich M'esro, "wusste er genau was in den Köpfen der Crew vorging. Oder war er nur selbst über die Abwechslung erfreut?"

M'esro schob seine Gedanken beiseite und konzentrierte sich wieder auf seine Aufgaben und übermittelte an die Conn einen Satz Koordinaten. Sofort im Anschluss hob er seinen Kopf und wandte sich an den Steuermann, dessen Namen er leider nicht kannte. "Ensign, Sie müssten jetzt die Koordinaten haben. Maximum Warp. Beschleunigen wenn Bereit!"

Jetzt verstummte der Caitianer wieder und wandte sich seinen Anzeigen zu, vielleicht konnte er auf dem Flug noch einige Informationen bekommen, die das Schiff auf das unbekannte vorbereiten könnte.

Mittlerweile beschleunigte die USS Helsinki auf maximale Warpgeschwindigkeit der fremden Welt entgegen.

Kensar schwebte vor ihren Experimenten und konnte nicht weiter arbeiten. Die fehlende Schwerkraft machte es nicht leicht den Zeitplan einzuhalten, der so schon eng bemessen war. Eigentlich hätte sie schon einige Tage weiter sein müssen, doch für die Interessen aller, musste man hier im All seine Aufgaben auch einmal ruhen lassen.

In diesem Moment, wo Kensar nun nicht weiter konnte, beschäftigte sie sich mit einem Computerproblem, was die stellaren Antennen der Station betraf. Der Cheftechniker hatte ihr dies genehmigt, da er wichtigere Dinge zu tun hatte. Die Antennen hatten nur wenige Aufgaben die nicht wichtig waren für die Existens dieser Station, doch Kensar interessierten diese Aufgaben, denn sie wollte wieder den Zugriff zum orbitalen Teleskop und damit den Blick in die Ferne.

Seit einer Stunde hatte sich die Jontanerin mit diesem Computer auseinander gesetzt, mit eher mäßigem Erfolg. Davon konnte man sie jedoch nicht abhalten.

Den Kopf auf die Hände gestützt, saß der Premierminister an seinem Schreibtisch. Stündlich wurde er informiert, wie es um die Raumstation stand und was die Vorbereitungen der Rettungsmission machten.

Die Prognosen standen schlecht denn das Rettungsteam würde nicht in nächster Zeit zur Station aufsteigen können. Die Vorbereitungszeit dauerte noch an und die klimatischen Bedingungen waren nicht die besten. Immer wieder wiederholten es seine Berater, als warfen sie ihm das Versagen vor, obwohl er mit der Planung im Weltraum nichts zu tun hatte. Doch wenn es sich so weiterentwickelte, musste er Abschied von seinem Amt nehmen, ob er wollte oder nicht.

Der Flug würde noch eine Stunde andauern, dennoch hatte sich der Erste Offizier bereits auf die Brücke begeben und stand neben dem Caitianer. Immer wieder blickte er auf dessen Konsole, als ob M'esro ihm etwas verheimlichen würde.

"Sir, ich werde Sie informieren, sobald ich neue Informationen zu dem Objekt im Orbit habe", versuchte M'esro den Commander zufrieden zustellen. Anscheinend brachte es etwas, denn mit einem Nicken wandte sich der Commander wieder seinem Platz auf der Kommandoebene zu.

Gerne hätte der Caitianer jetzt aufgeatmet, doch der Commander konnte ihm mit Sicherheit hören und einen fragenden Blick wollte er jetzt nicht riskieren.

Nach einigen Minuten der Stille, die auf der Brücke in letzten Minuten selten herrschte, drang ein zufriedenes knurren durch die Brücke. Alle Augen richteten sich schlagartig auf den Platz des Operators, an welchem sich M'esro nicht beirren ließ.

Er würdigte die anderen Offiziere keines Blickes, hatte nur Augen für seine Konsole und die Daten die darauf angezeigt wurden.

"Es handelt sich um eine orbitale Raumstation", befriedigte der Caitianer die Neugier der anwesenden Crew. "Sie scheint nicht besonders groß zu sein mit einer Länge von 75 Metern. Der zylindrische Körper hat einen Durchmesser von 18 Metern, mit der Spannweite der Antennen und Sonnensegel kommt die Station jedoch auf einen Durchmesser von bis zu 50 Metern." Kurz verstummte er und begann mit kleinen Handbewegungen auf seiner Konsole etwas zu ermitteln. Jeder der anwesenden Offiziere blickte ihm fragend entgegen, doch auch diesmal reagierte der Caitianer nicht darauf.

Erst als er seine Daten von den Sensoren bekommen hatte, meinte er an den ersten Offizier gewandt: "Im Orbit des Planeten befinden sich Satelliten sowie ein Teleskop. Es besteht die Möglichkeit das man uns bereits entdeckt hat."

In dem Moment hatte der Captain die Brücke betreten und meinte auf dem Weg zu seinem Platz: "Dann haben wir nichts mehr zu verlieren. Kurs beibehalten und zeigen sie mir mal diesen Planeten."

Sofort legte der Caitianer ein Bild auf den Hauptschirm was den Planeten, leider nur als kleine, sehr kleine Kugel zeigte. "Ich versuche es mit einer Vergrößerung", kommentierte er während er den Planeten näher an des Schiff heranholte, um ihn im Anschluss wieder ein Stück zu verkleinern. "Schärfer geht es nicht."

Der Planet nahm nun nicht ganz die Hälfte des Bildschirmes es, was nicht befriedigend war, da weder die Station noch einer der Satelliten zu erkennen war. Besser war es jedoch noch nicht möglich, so sehr man sich auch bemühen würde.

Mit einem Fluchen schlug die Wissenschaftlerin auf die Konsole ein. Sie wusste, dass es nichts bringen würde, doch die innerliche Befriedigung die sie sich erhoffte, brachte es.

Seit mehreren Stunden saß Kensar nun schon am Computersystem der Station und versuchte einen Kontakt zum Orbitalen Teleskop herzustellen. Die Antennen funktionierten, zumindest meinten dies die Anzeigen, sowie eine Diagnose, die nur wenige Minuten zurück lag. Die Jontanerin stand vor einem Rätsel das sie mit allen Mitteln lösen wollte, was hatte sie den sonst zu tun.

In aller Ruhe und mit neuer Kraft begann sie erneut mit der Kontrolle des gesamten Systems, welches für das Orbitalen Teleskop verantwortlich war. Mit einem leichten Stubser gegen einer der Wände schwebte sie aus dem Kontrollraum. Die Schwerelosigkeit hatte schon ihre Vorteile, jedoch auch ihre Nachteile, was Kensar beim bremsen vor den Antennenkontrollen merkte.

Die Physik war schon eine Wissenschaft, die niemand so leicht überlisten konnte. Etwas ganz anders waren die Antennen, die selbst nach den Kontrolle durch Kensar in einem tadellosen Zustand funktionierten.

Für den Moment war es ein gutes Zeichen, doch noch war die Gewissheit nicht da, das dies alles so bleiben würde. Vielleicht brachte die Kontrolle der Leitungen nichts? Vielleicht funktionierten die Antennen nur bei der Anwesenheit von Kensar? Alles war heute möglich, selbst der Himmel könnte heute allen auf den Kopf fallen.

Endlich kam Kensar im Kontrollraum an und hatte damit jedes System zur Kommunikation mit dem Orbitalen Teleskop kontrolliert. Alles funktionierte und das problemlos. Mit viel Zuversicht streichelte die Wissenschaftlerin die Konsole und machte die abschließenden Eingaben.

"Und jetzt zeige mir mal, dass du gut bist und der Himmel uns Hilfe schickt." Mehr zu sich hatte sie diesen Satz gesagt, doch die Konsole schien es gehört zu haben und präsentierte ihr jetzt Zugriff zum Orbitalen Teleskop. Der Anblick, den Kensar jetzt hatte, war atemberaubend.

Ihr verschlug es die Sprache, als sie den Sternenhimmel sah und wie dieses mittelgroße Objekt sich direkt auf sie zu bewegte. War es wirklich das, für das sie es halten sollte? Kensar wusste es nicht und war sich mehr als unsicher, was sie davon halten sollte. Mit lauter Stimme rief sich nach einem anderen Wissenschafter.

Viele Worte kamen nicht aus dem Mund von Kensar. Ein lauter Knall verschluckte jedes Wort, welches die Jontanerin formuliert hatte, der gleiche Knall der ihr für immer die Stimme raubte.

"Premierminister, Premierminister!"

Eine laute Stimme war über den gesamten Nordflügel des Premierministeriums zu hören und der Premierminister hatte sich schon erhoben, denn nichts konnte so wichtig sein, dass es über den gesamten Nordflügel geschrieen werden musste.

Als der Berater endlich das Büro des Premierministers betrat, blickte dieser mehr als unerfreut. "Sie müssen einen guten Grund für ihr Geschrei haben!"

"Wir haben eine Signal der Station bekommen."

"Das rechtfertigt ihr Vorgehen, doch mehr Diskretion wäre auch weiterhin angebracht."

"Ja, Herr Premierminister ."

"Halten Sie mich auf dem Laufenden", meinte der Premierminister noch als der Berater wieder sein Büro verließ.

Alle Augen auf der Brücke der USS Helsinki waren auf den Hauptschirm gerichtet. Jeder Offizier konnte nichts anderes tun. Das Schiff flog alleine, Korrekturen in der Flugbahn unternahm der Pilot nebenbei. Auch die anderen Offiziere kamen ihren eher unwichtig erscheinenden Aufgaben nebenbei nach.

Als plötzlich ein helleres Licht auf dem Schirm auftauchte und wieder verschwand, stand der Captain neben M'esro.

"Was war das?"

"Ich bin schon dabei Captain", meinte der Caitianer, doch kaum hatte er diesen Satz beendet, wusste er schon was da passiert war. Nüchtern meinte er weiter: "Die Station ist zerstört würden."

Auf der Brücke wandten sich alle Blicke auf die Einsatzleitung. Keiner der Offiziere wollte anscheinend glauben was da jetzt passiert ist. Doch M'esro ließ daran keinen Zweifel.

Wortlos stand der Captain neben der Einsatzleitung und musste sich an diese stützen. Nach einem tiefen Atemzug wandte er sich schließlich an den Piloten: "Wenden Sie."

Wortlos ging er von der Brücke.