Vulkanische Liebe

von Michelle Otto

Eingesandt zum Story Contest der StarTrek Association 2005

Sternzeit:           41523,7
Ort:                    USS Endever

 

Die USS Endever befand sich auf einer Erkundungsmission im Antaria-Sektor nahe des Klingonischen Reiches. Zu den 178 Besatzungsmitgliedern des Schiffes der Steamrunnerklasse gehören die Halbvulkanierin T‘Po und der Halbklingone K‘Tak. Beide sind langjährige Angehörige der Sternenflotte und kennen sich seit Akademiezeiten. Bevor sie ihren Dienst für die Vereinte Föderation der Planeten aufnahmen, hatten es T‘Po und K‘Tak aufgrund ihres menschlichen Erbes nicht einfach. Sowohl bei den Vulkaniern als auch bei den Klingonen galten sie als Ausgestoßene, die niemals Teil der Gesellschaft werden würden. Ihre ähnlichen Erfahrungen sowie ihre lange gemeinsame Dienstzeit an Bord verschiedener Schiffe verbanden sie seit vielen Jahren durch eine tiefe ehrliche Freundschaft. Ihre Quartiere lagen beide auf Deck 5 in der Nähe der Krankenstation, was von Vorteil für ihre gemeinsame Freizeitgestaltung war. Diese verbrachten sie regelmäßig auf dem Holodeck bei Kampfübungen. T‘Po hatte ein erstaunliches Kampftalent für eine Nichtklingonin fand K‘Tak. Die Halbvulkanierin war schlank, hochgewachsen und verbarg ihre Gefühle stets unter einem Mantel aus Selbstkontrolle. Im Vergleich zu einem Vollblutvulkanier lagen ihre Gefühle noch immer an der Oberfläche. Ihre vulkanische Abstammung war jedoch durch die typischen vulkanischen Ohren nicht zu übersehen. K‘Tak entsprach dem typischen Bild eines klingonischen Kriegers. Seine Stirnhöcker waren allerdings weniger ausgeprägt, sodass jeder Artgenosse gleich sah, dass sein Blut nicht rein war. Trotzdem beherrschte er die Kampfkunst seines Volkes und war ein Verfechter der klingonischen Traditionen. In seinem Quartier hing ein Bath‘leth mit dem er schon zahlreiche holographische Feinde bezwungen hatte. Als T‘Po das erste Mal Interesse an der Kampfkunst bekundete, hatte ihn das sehr beeindruckt. Ihre kühle logische Art Stand in Gegensatz zu seinem klingonischen Temperament. Sie verstand es, wenn er emotional aufgewühlt war, das Gleichgewicht in seinen Emotionen wiederherzustellen. K‘Tak freute sich auf einen Kampf mit T‘Po nach Dienstschluss. Er hatte ein Programm auf einer Lichtung des Mondes K‘Tala, der um den unbekannten Usus kreiste, entdeckt. Es war heiß, die Luft war sehr dünn und die Sonne brannte. Ideale Bedingungen, um an seine Grenzen zu gehen. T‘Po war an diesem Tag ungewöhnlich unkonzentriert und aufgewühlt. Als ihre Schicht im Wissenschaftslabor zu Ende war, ging sie in ihr Quartier, zündete ihre vulkanische Meditationslampe an und versuchte sich auf ihr inneres Ruhezentrum zu konzentrieren. Ihre Gedanken wollten sich jedoch nicht beruhigen ... sie wanderten zu K‘Tak. Das war merkwürdig. In all den Jahren ihrer Freundschaft war dies nie vorgekommen. Heute hatten sie sich für ein Kampftraining auf dem Holodeck verabredet. Das war allerdings kein Grund, um besorgt zu sein. Sie versuchte die ihr unbekannten Gefühle zu ergründen, die sich mit seinem Bild verbanden. Sie spürte auf einmal ein ungewöhnliches Verlangen nach K‘Tak, was für eine Halbvulkanierin mehr als unangemessen war. Ihr drängte sich ein Verdacht auf ... die vulkanische Physiologie forderte offenbar ihren Tribut für die jahrelange Gefühlskontrolle. Es war nämlich keineswegs so, dass Vulkanier keine Gefühle besaßen. Sie waren nur unter strenger geistiger Kontrolle verborgen. T‘Po beherrschte diese Emotionskontrolltechnik nicht ganz so perfekt wie ihr vulkanischer Vater, deswegen konnten Telepathen wie Betazoiden ihre Gefühle immer noch wahrnehmen. T‘Po öffnete einen Kanal zur Krankenstation. „T‘Po an Krankenstation. Ich glaube ich habe ein Problem.“ Im Gegensatz zu ihren vulkanischen Artgenossen hatte T‘Po kein Problem über ihre Triebe zu sprechen. Trotzdem achtete sie stets darauf, dass dabei ihre Intimsphäre gewahrt blieb. Sie begab sich auf die Krankenstation, die auf demselben Deck lag wie ihr Quartier und unterrichtete den leitenden medizinischen Offizier über ihren Zustand. Dieser wusste über die Besonderheiten ihres vulkanischen Erbes bescheid und behandelte die Angelegenheit sehr diskret. Sie nahm sich die nächste Woche frei und wollte unter keinen Umständen gestört werden. Sie hatte keinerlei Pon Farr Erfahrungen mit einem Partner, wusste aber, dass es sehr heftig und emotional war. Als sie in ihr Quartier zurückgekehrt war, holte sie ihr Bath‘leth und begab sich aufs Holodeck. K‘Tak war bereits dort und ließ ein Programm laufen. Der Halbklingone ließ es sich nicht anmerken, dass er ihre Gegenwart bemerkte und fuhr mit seinen Kampfesvorbereitungen fort. Er bewegte die klingonische Waffe mit einer Leichtigkeit und schwang sie lautlos durch die Luft. Je länger er übte, desto fließender und geschmeidiger wurden seine Bewegungen. T‘Po tat es ihm gleich. Plötzlich trafen sich ihre Klingen. T‘Po hatte den Angriff erwartet, parierte, drehte sich und setzte zum Gegenangriff an. K‘Tak ahnte ihren Schachzug und wich ihm gekonnt aus. So leicht wollte T‘Po ihn aber nicht davonkommen lassen. Mit einigen Sätzen verfolgte sie ihn und forderte ihn erneut heraus. Metall schlug auf Metall. Die beiden parierten, drehten sich und jeder versuchte den anderen zu besiegen. K‘Tak kam ins Schwitzen, während T‘Po noch genauso frisch wie am Anfang ihres Kampfes zu sein schien. Sie waren ebenbürtige Gegner und keiner von ihnen war gewillt den Kampf aufzugeben. Mit einem leisen Knurren ging er erneut auf sie los. Mühelos wehrte sie auch diesen Hieb ab. Sie war so energiegeladen und ausdauernd wie K‘Tak sie noch nie erlebt hatte. Mit einem gekonnten Hieb, flog sein Bath‘leth im hohen Bogen durch die Luft und landete auf der anderen Seite der Lichtung. T‘Po ließ ebenfalls ihre Waffe fallen und schaute dem verblüfften Halbklingonen tief in die dunklen Augen. Es kam ihm beinahe so vor als würde sie in sein Innerstes schauen. K‘Tak wusste nicht, was er davon halten sollte, aber ihre offenbare Leidenschaft im Kampf fand er sehr stimulierend. Obwohl er sich nicht sicher war, ob sie es ernst meinte, umfasste er ihre Hüften und zog sie an sich. Ihre Augen weiteten sich etwas und sie schien offenbar gegen etwas anzukämpfen. Mit gepresster Stimme murmelte T‘Po: „Pon Farr!“. K‘Tak wusste, was es hieß, aber nicht was es bedeutete. Sie hatten sich einmal zu Akademiezeiten über die Fortpflanzung der Vulkanier, sowie der der Klingonen unterhalten. Daher war dem Halbklingonen bewusst, dass das Liebesspiel mit einer Vulkanierin mehrere Tage dauern konnte und ähnlich wild, wie bei den Klingonen ablief. Das wusste er aus Büchern. Die Praxis konnte jedoch genauso gut anders aussehen. Da T‘Po offensichtlich recht verwirrt war, nahm er es in die Hand den Ort zu wechseln. Er nahm die Vulkanierin auf die Arme und ging mit ihr in Richtung ihres Quartiers. Er hoffte inständig, dass sie niemand sah. Da die Schicht jedoch erst vor zwei Stunden gewechselt hatte, begegnete er tatsächlich niemanden. Wenig später betrat er ihr Quartier, da er vermutete, dass sie sich in der vertrauten Umgebung wohler fühlen würde. Unterwegs aktivierte K‘Tak seinen  Kommunikator und stellte eine Verbindung zur Krankenstation her. Als er T‘Pos Namen erwähnte, wusste der Arzt worum es ging und meine nur: „Sie sind so lange wie nötig vom Dienst befreit. Ich habe T‘Po versprochen diese Angelegenheit mit äußerster Diskretion zu behandeln. Leider können wir ihr hier nicht helfen. Sie muss das Pon Farr durchleben wie es seit Generationen bei den Vulkaniern üblich ist. Ich hoffe ich sehe sie nicht mir Knochenbrüchen wieder. Dr. Tung Ende.“ Der Dr. hatte den Kanal so schnell unterbrochen, dass der Klingonen keine Gelegenheit für eine Antwort hatte. Als er sich mit seiner Freundin in deren Quartier befand, legte er sie vorsichtig auf das Bett. Er wusste nicht so recht was er jetzt tun sollte. Als ob sie sein Zögern bemerkte, berührten ihre schlanken Finger ihn an der Schläfe und ihre Lippen formten die bekannten Worte: „Dein Geist zu meinem Geist, deine Gedanken zu meinen Gedanken.“ Wenige Augenblicke später schien K‘Taks Geist Teil eines größeren Ganzen zu sein. Er fühlte sich irgendwie verloren, doch von irgendwoher kam eine ihm bekannte Stimme, die flüsterte: „Hab keine Angst. Ich bin bei dir. Bald sind wir eins.“ Wie ferngesteuert umarmte der Klingone T‘Po und fing an sie zu beißen. In seinem Geist spürte er plötzlich ein heftiges Verlangen, doch es war nicht nur sein Eigenes. Er spürte die mächtigen Urinstinkte in T‘Po auflodern, denen sie sich nicht widersetzten konnte. Schließlich gab sie den inneren Kampf auf und gab sich ihrer Sexualität hin. K‘Tak wurde überspült von Verlangen, Sehnsucht und unbändiger Leidenschaft, die nahezu ansteckend war. Er knurrte sie an, sie knurrte zurück, Irgendwann konnten sie sich nicht mehr beherrschen und die Hüllen fielen. T‘Pos anmutiger Körper schien zerbrechlich, Doch darauf nahm das Pon Farr keine Rücksicht. Die Zeit verlor an Bedeutung. Jede Berührung, jeder Biss, jegliche Form von Zärtlichkeit zwischen den beiden schien Stunden zu dauern und der Hunger der Vulkanierin daran schien unersättlich. Sie wollte K‘Tak spüren, körperlich und geistig ... sie wollte vollkommen eins mit ihm werden. Eins um das Pon Farr zu durchleben und das zu tun wofür es bestimmt war ... um die nächste Generation zu sichern. Nachdem T‘Po und K‘Tak sich tagelang in ihrem aufgehalten hatten, kamen sie allmählich wieder zu Sinnen. Beide waren entkräftet und fanden keine Worte für das was geschehen war. Es war auch alles bereits gesagt worden. Die geistige Verbindung, die T‘Po etabliert hatte hielt noch an und darin lies sich mehr sagen als mit einfachen Worten. Sie waren sich einig, dass dies ihre Freundschaft nicht gefährdete. Nach beinahe 8 Tagen verließ K‘Tak vollkommen gerädert das Quartier der Halbvulkanierin. T‘Po ging es nicht anders, doch tief in ihrem Inneren spürte sie eine neue geistige Präsenz. Sie wusste, dass sie ein Kind in sich trug. Sie konnte es nicht glauben, jetzt schon den Geist ihres Kindes zu spüren. Biologisch gesehen war es gerade mal ein Zellhaufen. Offenbar war auch dies eine Besonderheit ihres vulkanischen Erbes. Vulkanier als Berührungstelepathen spürten offenbar sehr früh eine Nähe zu ihren Nachkommen. Ihr Kind würde zur Hälfte menschlich, ein Viertel klingonisch und ein Viertel vulkanisch sein. Das störte sie jedoch nicht. Nach den Anstrengungen der letzten Tage gönnte sie sich etwas Ruhe. Sie würde noch ein paar Tage warten bis sie den Dienst wieder aufnahm. K‘Tak hatte ebenfalls die Präsenz des Kindes gespürt. Er würde ihm ein guter Vater sein und alle Fehler vermeiden, die seine Eltern ihm angetan hatte. Es würde ein Kind der Föderation werden. Nach einer ordentlichen Schalldusche ruhte auch er sich aus. Die USS Endever folgte weiter ihrem Ziel unbekannte Welten zu entdecken und das Weltall zu erforschen.  


Diese Geschichte wurde zum Story Contest der StarTrek: Association eingesandt. Das Copyright dieser Geschichte verbleibt beim Autor der Geschichte (wird am Ende der Voting-Phase, 27.Oktober 2005, bekannt gegeben).