Erster Kontakt

von Tobias Diekershoff

Eingesandt zum Story Contest der StarTrek Association 2003

So freundlich Ginas Stimme auch klang, aber ihre Meldung über die Ankunft in E4-7Alpha hatte Trevor geweckt, und wenn er etwas hasste, dann war es aus seinen Träumen gerissen zu werden. "Danke Commander, ich bin gleich oben", murmelte der Captain der USS Toulouse im Dämmerlicht seines Quartiers zurück in den Kommunikator und schloss dann die Verbindung.

Kurze Zeit später stand er, noch immer verschlafen aussehend, auf der Brücke der Toulouse und blickte fasziniert auf den Monitor. Dort abgebildet waren die drei Sonnen von E4-7Alpha. Das Zemtralgestirn war ein weiß-gelber Riese, der von zwei Hauptreihen Sternen - einem blauen und einem gelben - umkreist wurde. Das Dreigestirn hatte in seiner Entstehungsphase den größten Teil der verfügbaren Materie aufgebraucht, so dass es nicht weiter verwunderlich war, dass E4-7Alpha im wahrsten Sinne des Wortes ein Sonnensystem war.

"Wir fangen am Besten gleich an", meinte Trevor, nachdem er sich einige Minuten die drei Sonnen betrachtet hatte. Aus diesem Grund war er zur Sternenflotte gegangen; um die Kunstwerke des Universums zu sehen. Er drehte sich langsam zur wissenschaftlichen Station auf der Brücke um. "Mr Bar t'ep, Sie und Mr. Sutherland arbeiten einen Plan aus mit dem wir unsere Arbeit hier in den nächsten sieben Tagen abgeschlossen haben können."

Sowohl der Bolianer, als auch sein Kollege von der OPS nickten zustimmend und begannen dann umgehend mit der Einteilung der Teams. Sie waren hier weit ab vom Schuss, und wer weiß, vielleicht findet man ja mal etwas neues - immerhin waren die Toulouse das erste Schiff der Sternenflotte in diesem System.

*****

M'Kat sah zu seinem Kollegen M'at. Er war hoch erfreut, endlich hatten die Scanns im oberen Band ein Echo neben der gewaltigen gravimetrischen Verzerrung entdeckt. "Es sieht so aus, als ob wir endlich etwas gefunden haben", sagte er in seiner üblichen melodiösen Stimmlage und deutete auf die Spitze im Diagramm.

"Bist du dir sicher?", M'at war schon immer etwas zurückhaltender gewesen. "Aber natürlich. Sie hier, diese Daten sind eindeutig, etwas ist zu der Verzerrung gekommen. Wir sollten versuchen den Kontakt herzustellen." Voller Enthusiasmus drehte er sich wieder zu seiner Konsole und begann den Transmitter zu programmieren.

"Sollten wir nicht zunächst Minister J'Kat Bescheid sagen?" M'Kat sah zu seinem Kollegen. "Ach Quatsch. Wir senden erst einmal, wenn sie antworten können wir meinem Onkel immer noch Bescheid geben. Du weißt doch was hier los sein wird wenn wir es ihm jetzt sagen. Erst wird man uns das Labor solange schließen, bis der Ministerrat zu einer Entscheidung gekommen ist und dann wird es hier nur so von Regierungsexperten wimmeln", er machte eine kurze Pause, "J'Kat wird es verstehen."

Und dann aktivierte er den Transmitter. Man hatte sich in der Forschungsabteilung für Forschung an den Raumschichten darauf geeinigt einfache Mathematische Formen statt komplexer Sprache zu senden. Zunächst die Primzahlen dann einige einfache Gleichungen und schließlich die Spezifikationen der bekannten Elemente - jedes intelligente Leben sollte das verstehen. Nun war alles, was er tun konnte zu warten, darauf, dass die Fremden ihre Signale empfingen und ihnen antworteten. Aber er war zuversichtlich. Sie hatten die oberen Schichten im Umkreis von mehreren Raumeinheiten gescannt; wer zu dieser Verzerrung kam musste intelligent sein.

*****

Einige Stunden später ging ein kurzer, aber heftiger Ruck durchs Schiff, der die Offiziere aus der Eintönigkeit der Analysen heraus riss. Kurz darauf folgte ein zweiter, dann ein dritter. Die chotische Reaktion, die die Signale aus den Tiefen des Subraums im Dreigestirn des Sonnensystems ausgelöst hatten, hatte sich inzwischen so weit aufgeschauckelt, dass der blaue Hauptreihen-Stern Schockwellen im Subraum aussendete.

"Was war das?", fragte der Captain und sah sich zur wissenschaftlichen Station um, an der gerade etwa ein halbes Dutzend auf die Monitore starrte.

"Keine Ahnung Sir", antwortete der Bolianer von der wissenschaftlichen Station aus und rief die Sensorlogs der letzten Minuten auf. "Anscheinend sind es Subraum-Schockwellen die von einer der kleineren Sonnen ausgehen."

"Ursprung?"

"Unbekannt Sir." Ein weiterer Ruck ging durchs Schiff, abermals stärker als zuvor. "Es scheint aber so, als ob die Wellenstärke exponentiell zur Entfernung zur Sonne abnimmt."

"Steuermann, bringen Sie uns auf eine sichere Entfernung."

*****

"Sie reagieren auf unsere Nachricht," verkündete M'Kat enthusiastisch. Er hatte die letzten Stunden vor dem Monitor gesessen und das vermeintliche Schiff beobachtet. Jetzt endlich, nachdem sie die Intensität der Signale erhöht hatten, reagierte es. "Ich denke, dass ist der Beweis, dass sie uns empfangen.

"Aber warum antworten sie dann nicht?", fragte M'at, der inzwischen hinter seinem Kollegen stand und nun ebenfalls die Sensorendaten betrachtete.

"Vermutlich ist die Sendeleistung immer noch zu schwach. Ansonsten würden sie doch nicht auf die Signalquelle zu fliegen. Lass uns die Intensität der Signale noch einmal erhöhen", mutmaßte M'kat. An die andere Möglichkeit, die das die Fremden gar nicht auf die Signale reagierten sondern rein zufällig auf die Signalquelle zuflogen, wollte er erst gar nicht denken. Es musste einfach so sein, dass sie auf die Signale reagierten.

M'at nickte nur und ging dann zur Sendeanlage um die Signalintensität weiter zu erhöhen, er konnte ja schließlich nicht ahnen, dass ihre Signale im Normalraum bei den Sonnen zu unkalkulierten Reaktionen führten, vor denen die Fremden flüchteten.

"Lass uns die Antenne neu ausrichten, damit das Signal direkt bei den Fremden ankommt. Dann können sie uns besser anpeilen, um uns zu antworten", schlug M'Kar nun vor, und auch das tat M'ar.

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"Die Entfernung ist jetzt groß genug damit uns die Schockwellen nicht mehr gefährlich werden können", meldete Lieutenant Commander Bar t'ep von der Wissenschaft, "im Übrigen hat sich die Intensität der Wellen abgeschwächt."

"Dann stoppen wir hier", kommentierte Antyuhin und drehte sich dann zum Wissenschaftschef. "Haben Sie inzwischen eine Idee warum die Sonne diese Subraumwellen ausgesandt hat?"

Der Bolianer wollte gerade antworten, als das Schiff abermals stark erschüttert wurde. Bar t'ep musste sich an der Konsole vor ihm festhalten um nicht zu stürzen, konnte aber schnell einen Grund für die Erschütterung finden. "Captain wir wurden von einer Subraum Schockwelle getroffen, die nur wenige Meter neben dem Schiff ihren Ursprung hatte." Eine zweite, etwas schwächere Welle traf das Schiff. "Anscheinend reagiert die Sonne nur auf diese Quelle. Diese zweite Schockwelle kam wieder von der Sonne."

"Wie konnten Sie so etwas nur übersehen", fluchte der Captain, während er sich aufrappelte und zum Bolianer nach hinten ging, während das Schiff erneut erschüttert wurde. "Schilde auf Maximum."

*****

"Sie bereiten sich zum Senden vor", freute sich M'Kat, "siehst du, sie manipulieren den Subraum zum senden." Der erfahrene Wissenschaftler freute sich wie ein kleines Kind und auch M'at ergriff langsam aber sicher die Gewissheit, dass sie mit diesen Fremden in Kürze kommunizieren würden.

"Ich werde mit dem Senden der zweiten Sequenz beginnen", verkündete M'Kat und lud die Sequenz zur Darstellung der Elemente in die Sendephalanx. Er war sich sicher, dass die Fremden die Priemzahlenreihe verstanden hatten und sie deshalb keine Probleme mit dem entschlüsseln der Elemente haben würden. Wenn sie ihnen ersteinmal geantwortet hatten, würden sie so eine Basis für eine ausführlichere Kommunikation haben.

*****

"Schon was neues?", fragte der Captain ganz allgemein in die Runde. Die Brücke sah grausam auf. Seitdem die Schilde unter den anbrechenden Schockwellen kollabiert waren hatte jede weitere Welle das Schiff weiter verwüstet. Längst lief die Beleuchtung auf den Notfall-Systemen und die Verletztenmeldungen häuften sich, so dass die Krankenstation an ihre Grenzen stieß.

"Der Antrieb wird voraussichtlich in 15 Minuten wieder online sein", meldete sich die Chefingenieurin aus dem Maschinenraum, zu dem seit einigen Minuten eine permanente Verbindung offen gehalten wurde.

"Das wird knapp Captain", kommentierte die OPS, "die Strukturelle Integrität wird in etwa 15 Minuten versagen."

"Leiten Sie Notfallenergie und die Energie für die Lebenserhaltung ins Integritäts-Feld", Trevor Antyuhin versuchte Zuversicht in seine Stimme zu legen um der Crew zu verdeutlichen, dass diese zusätzliche Energie reichen würde, bis sie mit vollem Impuls von diesen Schockwellen weg kommen könnten.

"Ich habs", rief Bar t'ep plötzlich durch die Brücke. Er war schon einige Minuten still gewesen und hatte wie wild auf der wissenschaftlichen Konsole vor ihm rumgetippt.

"Sie haben was?"

"Es sind Signale. Da versucht jemand mit uns zu kommunizieren." Nun wand der Bolianer sich von der Konsole ab und sah zu den, ihn erwartungsvoll anblickenden Offizieren. "Die Schockwellen werden als Trägerwellen verwendet, über die aus den tieferen Schichten des Subraums huckepack eine Nachricht geschickt wird."

"Was für eine Nachricht?", bohrte Antyuhin nach und lies sich ersteinmal nichts von seiner Verärgerung, darüber dass er dem Bolianer jeden einzelnen Informationsfetzen aus der Nase ziehen musste, anmerken.

Der Bolianer strahlte fast, als der Captain ihn nun bat sein Wissen Preis zu geben. Noch vor einer viertel Stunde hatte er ihn dafür verantwortlich gemacht, dass die Toulouse in dieser misslichen Lage steckte. "Ich bin die Subraumlogbücher durchgegangen. Zunächst haben sie die Primzahlen übermittelt. Als wir dann unsere Schilde aufgebaut haben, begannen sie damit uns komplexere Daten zu übermitteln."

"Wissen Sie was für Daten", schnitt der Captain den Redefluss des Bolianers ab.

"Ich denke sie senden mathematische Funktionen, mit denen sie uns unter zu hilfenahme der Primzahlen die Grundlagen der Mathematik mitteile wollen. Ich habe..."

Bar t'ep wollte noch weiter reden, aber wieder hatte der Captain etwas dagegen: "Wissen Sie wie wir ihnen mitteilen können, dass sie die Übertragung abbrechen sollen?"

"Ich denke, wir sollten einfach antworten um ihnen zu zeigen dass wir sie empfangen. Dann werden sie eventuell so lange warten, bis sie eine vernünftige Nachricht von uns bekommen - zumindest würde ich das so machen."

"Na dann senden Sie."

"Geht leider nicht", teilte Kendrick Sutherland von der OPS betrübt mit, "Alle Systeme mit denen wir in den Subraum senden könnten sind ausgefallen."

In diesem Moment kehrte eisige Stille auf der Brücke ein. In den letzten Augenblicken war unter der Brückencrew Hoffnung aufgekommen einen Ausweg gefunden zu haben. Aber jetzt war diese Hoffnung auf einen Streich wieder weg gemacht.

*****

"Sie senden!", rief M'Kar erfreut durch das Labor und entließ seine Anspannung. Auf diese Reaktion hatte er so lange gewartet und jetzt endlich war sie eingetreten.

"Und was senden sie?"

"Hier höre selbst, der Computer rechnet bereits um die Signale zu übersetzen", meinte M'Kat und legte die empfangenen Signale auf die Lautsprecher.

Ein wirres Klacken und Schnarren erfüllte nun den Raum, auf das sich weder M'Kat noch M'ar einen Reim bilden konnten. Beide hatten erwartet, dass die Fremden etwas weniger komplexe Daten schicken würden wenn sie antworten, aber das war alles andere als einfach.

Und dann war es plötzlich still im Labor.

"Was ist jetzt?", fragte M'ar und stürzte zurück zum Empfänger um die Anlage auf Fehler zu überprüfen.

"Ich weiß nicht", antwortete M'Kat, nachdem er die Sensorendaten geprüft hatte, "aber sie sind anscheinend weiter geflogen. Es wird ein Abschiedsgruß gewesen sein. Oder die Mitteilung, dass sie später wieder zurück kommen wurden."

Beide Wissenschaftler brauchten einige Minuten um sich von dieser plötzlichen Wendung ihrer Bemühungen zu erholen.

"Schade."

"Ja."

Waren die ersten Worte die M'Kat und M'ar wieder wechselten und dann kamen sie stillschweigend zu der Übereinkunft jetzt den Bericht für Minister J'Kat zu erstellen. Mit diesem Erfolg würden ihnen die Forschungsgelder für die nächsten Jahre sicher sein.

*****

Unterdessen war es auch im Normalraum still geworden. Nach der Explosion des Materie/Antimaterie-Reaktors der Toulouse war niemand mehr da der Lärm machen konnte oder ihn hätte hören können. Die Sonnen würden sich bald beruhigt haben und in ihren normalen Evolutionsprozess zurückkehren. In etwa einem Monat würde die Sternenflotte das Logbuch und die gesammelten Informationen der Toulouse erhalten, die Captain Antyuhin kurz vor der Vernichtung seines Schiffes noch mit einer Sonde hatte absetzen können. Danach würden sie zunächst das Trinär-System E4-7Alpha unter Karantäne stellen und die Daten auswerten.

Eventuell würden findige Wissenschaftler einen Weg finden mit den Fremden zu kommunizieren, die tief unten im Subraum zu wohnen schienen und versucht hatten mit der Toulouse in Verbindung zu treten.

Und eventuell wurden diese Wissenschaftler eines Tages mit M'Kat oder M`ar, oder einem ihrer Nachfolger sprechen können, ohne dabei das Leben von Sternenflotten Offizieren zu gefährden...


Diese Geschichte wurde zum Story Contest der StarTrek: Association eingesandt. Das Copyright dieser Geschichte verbleibt beim Autor der Geschichte.